12. August 2008
Zwischen den Stühlen
Irgendwie bin ich immer zwischendrin. Nie ganz auf einer Seite oder es ändert sich so schnell von dem einen auf den anderen Stuhl, dass ich beim hin- und herrutschen definitiv im Spalt dazwischen lande und immer wieder aufstehen muss! Wobei, wenn man wieder steht, fühlt man sich auch gut.



Im Moment stehe ich: das erste Wochenende alleine hier ist überstanden und wurde ab Samstagabend richtig schön. Mit Mädels von hier wegzugehen und sich eingebunden zu fühlen, tat gut. Sonntag dann wieder strahlender Sonnenschein und ich befürchte fast, meine Laune ist wetterabhängig, wenn ich allein bin, denn da war sie wieder sonnig.
Habe meinen Ausflug nachgeholt. Die Hauptstadt ist klasse, könnte mir gut vorstellen dort zu leben, auch wenn es sehr teuer sein soll. Das ist es zu Hause auch. Natürlich erst in ein paar Jahren, wenn ich die Sprache dann beherrsche (denn wer, außer mir selbst erwartet, dass ich nach einem Jahr Selbststudium und ein paar Tagen hier eine Sprache schon komplett kann?) und arbeite um es mir leisten zu können. Meine Liebsten packe ich dann einfach mit ein.
Abends hatte ich etwas Kontakt mit zu Hause, auch das tat gut. Ein paar Streicheleinheiten für die einsame Seele in der Ferne.
Hier treffe ich immer öfter auf Leute, die ich kenne, der 'Integrationsprozess' kommt langsam in Gang und fühle mich nicht mehr nur als die verrückte Fremde. So ist der Aufenthalt wieder eine schöne Erfahrung für mich.

Aber warum zwischen den Stühlen? Auf der einen Seite möchte ich Abstand haben um einen freien Kopf zu bekommen, auf der anderen Seite fühle ich mich allein, wenn sich niemand meldet. Und der Abstand ist durch die Entfernung und die massig freie Zeit im Vergleich zu zu Hause sowieso da. Habe auch das Gefühl freier wird mein Kopf nicht, als durch die ersten Tage hier. Ich bin nunmal nicht simpel strukturiert, sondern eher chaotisch in meinen Gedankengängen. Wäre ja sonst auch langweilig!

Dann denke ich ab und zu ER ist vergessen und vermisse IHN auch nicht mehr so, wie ich es zu Hause getan habe, aber insgeheim hoffe ich doch, dass es noch weiter geht. Irgendwie. Und glaube dadurch, dass ich seine Sprache lerne, habe ich das Gefühl IHM irgendwie nah zu sein. Vielleicht ist die Sehnsucht deshalb nicht mehr so groß oder weil ich langsam zur Vernunft komme und dann wieder denke, dass ER das gar nicht verdient hat.

Aber: es ist immer gut Sprachen zu lernen, neue Erfahrungen zu machen und wer weiß, was das Schicksal für mich bereit hält. Einfach das Beste daraus machen, was man in der Hand hat und schauen, was die Zeit bringt ...

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